Die Restlaufzeit für Laserdrucker ist angebrochen!

Liebe Mitglieder des Stiftungsrates,  liebe Stifterin, lieber Stifter, liebe Freunde und Förderer, liebe Leser,

wir freuen uns, auch im fünften Jahr wieder eine erfolgreiche Jahresbilanz vorlegen zu können.

Im Januar 2012 wurde das Urteil des Karlsruher Verwaltungsgerichtes rechtskräftig, mit dem erstmals die schwere Erkrankung einer betroffenen Beamtin durch die Emissionen eines Laserdruckers als Dienstunfall anerkannt wurde. Im Februar verurteilte ein Turiner Gericht die Schweizer Inhaber der Firma Eternit wegen der tödlichen Schädigungen von tausenden Menschen zu je 16 Jahren Haft und 250 Millionen Euro Schadenersatz. Das sollte allen Verantwortlichen eine Mahnung sein!

Unsere Bundesregierung will aber aus Schaden noch immer nicht klug werden und bricht weiter das 2004 amtlich gegebene  Versprechen, die Gesundheitsschädigungen durch Toner und Laserdruckgeräte aufzuklären. Das Bundesumweltministerium  behauptet nun sogar, Drucker würden nicht signifikant zur Raumluftbelastung mit ultrafeinen Partikeln beitragen. Dabei hat die Bundesanstalt für Materialprüfung, die die Partikelemissionen im Auftrag des Umweltbundesamtes untersucht hatte, festgestellt, dass moderne Laserdrucker im Schnitt 2,37 Milliarden Partikel pro Seite emittieren, darunter auch metallische Nanopartikel aus den Tonern. Erst nach unserem Widerspruch nannte das Umweltbundesamt die zehn Drucker der BAM-Studie. Spitzenreiter war ein Kyocera-Drucker mit 7,6 Milliarden Partikeln pro Seite! Auch die schweren Schädigungen von tausenden Menschen werden amtlicherseits weiter ignoriert. Immerhin hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf meine Nachfrage zum Merkblatt „Tonerstaub am Arbeitsplatz“ in einer schriftlichen Stellungnahme vom 02.07.2012 mitgeteilt, dass Geräte, die Toner freisetzen, vom Arbeitsplatz zu entfernen und Personen mit Metallallergien durch die Betriebsärzte besonders zu schützen sind. Diese wichtige Aussage betrifft Millionen Geräte und Menschen. Das Umweltbundesamt begrenzt über den Blauen Engel ab 2013 erstmals auch die Emission ultrafeiner Partikel. Dreiviertel der Geräte werden die Grenzwerte nicht einhalten können. Wir wissen aber, dass schon viele Menschen von Laserdruckern mit Blauem Engel geschädigt wurden. Die niedersächsische Justiz lässt gerade 4.033 Samsung Drucker mit Blauem Engel verschrotten, nachdem es zu Krebserkrankungen an Gerichten gekommen war. In die Aufklärung dieses Druckerskandals haben wir uns eingeschaltet.

Vor diesem Hintergrund hat der neu gewählte Vorstand 2012 zwei Umfragen durchgeführt, zum einen zur Belastung durch Laserdrucker, zum anderen, um zu überprüfen, wie die Arbeit der Stiftung bewertet wird und wie groß die Bereitschaft zur Unterstützung ist. Die Ergebnisse (s. Anlagen) waren eindeutig. Die Arbeit der Stiftung wird als sehr wichtig bewertet und bekam Bestnoten. Als Signal an die Betroffenen hat unsere Stiftung 2012 wieder Zustifter aufgenommen, die wir herzlich in unserer Stifterversammlung, der Gemeinschaft  der Stifter, willkommen heißen. Die Bereitschaft zur Unterstützung ist hoch, doch nur eine Minderheit lässt den Worten Taten folgen. Dennoch konnte das Team weiter verstärkt werden und die Anzahl der Spenden stieg auf einen Höchstwert und überschritt insgesamt die Marke von 250.000 € seit Gründung. Darauf sind wir stolz. Dadurch haben wir die Reserven, um 2013 im Rahmen unserer Forschungsinitiative über eine humane Expositionsstudie die schädigenden Wirkungen umfassend aufzuklären. Schon im Januar startet die Studie bei der fast 30.000 biologische Endpunkte überprüft werden.

Die Ergebnisse unserer laufenden Studie bestätigen die hohen Partikelemissionen und zeigen, dass es auch an menschlichen Zellen unmittelbar zu zellschädigendem oxidativem Stress kommt. Dies bestätigt die Ergebnisse unserer Patientenstudie aus 2009. Auch Forscher der Harvard  Medical School stellten schon nach wiederholtem Besuch in einem Copy-Shop oxidativen Stress und Entzündungen der Atemwege fest und das bei gesunden Testpersonen.

Am 1. Oktober verkündete Epson den Ausstieg aus der Laserdruckertechnologie: „Bye, bye Laser“. Der Marktführer HP erklärte, künftig verstärkt auf Tintenstrahldrucker setzen zu wollen, auch im Businessbereich. Brother stellt gerade eine neue Serie von Tintenstrahldruckern mit 100 Seiten pro Minute vor und sogar Kyocera baut plötzlich Hochleistungsdruckköpfe für Tinte. Auch dokumentenechte Tinte und Geräte in A3 sind verfügbar. Multifunktionsgeräte mit Top-Ausstattung sind  heute deutlich unter 200 € zu haben. Nur noch sehr vereinzelt wurden günstige Laserdrucker in Werbeblättern der großen Märkte angeboten. Kein Zweifel, die Restlaufzeit der Laserdrucker ist  angebrochen. Damit rückt unser  Hauptziel in Reichweite. Laut Umfrage sind 95 % der Betroffenen dafür, die Verursacher schadenersatzpflichtig zu machen. Das verstehen wir als klaren Auftrag.

Damit wir auch 2013 erfolgreich bleiben, benötigen wir dringend weitere tatkräftige und finanzielle Unterstützung.  Der Finanzbedarf für die notwendige Forschung beträgt in den nächsten beiden Jahren rund 200.000 €. Dies bedarf großer Anstrengungen, aber ich bin sicher, gemeinsam schaffen wir das.

Allen Helfern und Spendern ein herzliches Dankeschön für die geleistete Unterstützung!

Mit besten Wünschen für eine gesunde Zukunft

Ihr Vorstandsteam: Achim Stelting, Gabriela Michler und Jürgen Gentemann

Erfolgsbilanz 2012

  1. Information und Öffentlichkeitsarbeit
    • Auch 2012 ist es gelungen, die Öffentlichkeit mit vielen Berichten im Fernsehen, überregionalen und regionalen Zeitungen zu informieren. Bis zum 31.03.2012 waren es allein neun Fernsehberichte in nur sechs Monaten. Die Webseitenbesuche haben sich weiter auf fast eine Viertel Million Besucher im Jahr erhöht und wir haben über 15.000 Flyer verteilt. Auf Informationsveranstaltungen in Ansbach (Umweltmesser), Hoya, Nienburg, Berlin, Hannover, Hildesheim (Niedersächsischer Stiftungstag), Braunschweig und Detmold (Wohnmedizinisches Symposium der Hochschule für Architektur und Innenarchitektur) informierten wir viele Menschen durch Vorträge direkt. nano-Control setzt verstärkt auf neue Medien und verbessert die persönliche Information via Newsletter.
    • Die zuständigen Ministerien und Behörden auf Bundes- und zum Teil auch auf Landesebene wurden persönlich und schriftlich informiert und um Unterstützung gebeten, ebenso Gewerkschaften, Verbände, Verbraucherzentralen und Unternehmen.
    • Im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin belegte der Vorschlag „Für gesunde Raumluft“ von Gabriela Michler im Bereich „Wie wollen wir leben“ mit 18.488 Stimmen Platz 2.
    • Mit einem modernen internen Kommunikationssystem wird ab 2013 die interne Zusammenarbeit optimiert.
  2. Projekte und Forschungsergebnisse
    • Mit unserer Dokumentation durch Fotos, Videos,  Tondokumente, Schicksalsberichte und den Ergebnissen  einer Umfrage zeigen wir das Ausmaß des Problems.
    • Die laufende Studie des IUK Freiburg zur Partikelemission im Auftrag von nano-Control bestätigt hohe Partikelemissionen auch bei neuen Laserdruckern, sowie oxidativen Stress an Lungenzellen.
    • Die Tonerpilotstudie der Uni Gießen wurde vom IUK Freiburg ebenso publiziert, wie die Patientenuntersuchung aus 2009. Weltweit wird an den Emissionen und Wirkungen geforscht. Auch die Harvard Medical School bestätigte 2012 Entzündungen und oxidativen Stress durch Nanopartikel aus Tonern. Der Stand der Forschung wird derzeit zusammengefasst.
    • Der Vorstand hat beschlossen, die im Januar 2013 beginnende humane Pilotstudie des  IUK Freiburg zu unterstützen.
    • Die Stiftung hat der Justizbehörde in Niedersachsen gezielte Hilfe bei der Aufklärung des Druckerskandals und Hilfe für die Betroffenen angeboten.
    • nano-Control sorgt mit dem Projekt „Borkum – Beste Luft binnen un buten“, gemeinsam mit den Wirtschaftsbetrieben Borkum und der Borkum-Stiftung  dafür, dass die Insel Allergiker freundlich wird und das heißt auch frei von Laserdruckern.
    • Mit dem Projekt sicher Drucken an Kita und Schulen setzt sich die Stiftung dafür ein, dass unsere Kinder geschützt werden.
  3. Hilfe für Betroffene
    •  Fast 3.000 Betroffene sind registriert und werden von fast 40 Kontaktstellen in allen Bundesländern sowie der Schweiz, Österreich, England und Kanada betreut.
    • Das Informationsangebot und die Beratung wurden ständig weiter verbessert und spezielle Informationen für Betriebsräte und Arbeitgeber, für Mediziner und Kita und Schulen wurden bereitgestellt. Immer öfter berichten Betroffene, dass sie ihre Arbeitsplätze von Laserdruckgeräten befreien und ihre Gesundheit wiederherstellen konnten.
  4. Lösungen
    • Verkaufsanzeigen der großen Kaufhäuser für Laserdrucker in den Werbebeilagen werden regelmäßig mit förmlichen REACH-Nachfragen beantwortet und sind rar geworden.
    • Führende Druckerhersteller setzen eindeutig auf Tintendruckgeräte, auch im Businessbereich.
    • Die Hamburger Polizei ist dabei, alle Laserdrucker von Arbeitsplätzen abzuziehen und durch Tinten- und Geldrucker zu ersetzen. Andere Arbeitgeber folgen dem oder setzen Filter ein.
  5. Finanzen
    • Dem Vorstand wurde für das Geschäftsjahr 2011 vom Stiftungsrat Entlastung erteilt.
    • Die finanzielle Entwicklung ist weiter positiv und solide. Der Finanzbericht 2012 wird Anfang 2013 dem Stiftungsrat, der Stiftungsbehörde und dem Finanzamt Hamburg-Mitte vorgelegt.
    • Ein Fundraising-Konzept wurde erarbeitet, um die weiteren Projekte zu sichern.
  6. Sonstiges
    • Die Stiftung hat aktuell 108 Stifter. Das Team der Stiftung umfasst über 50 Mitarbeiter.
    • Der vom Stiftungsrat 2011 gewählte neue Vorstand trat seine Arbeit an und wählte Achim Stelting zum Vorsitzenden, Gabriela Michler zur Vertreterin und Jürgen Gentemann zum Schatzmeister. Uwe Abtmeyer musste aus persönlichen Gründen sein neues Amt schon im Juli 2012 niederlegen, arbeitet aber weiter als Kontaktstelle für Niedersachsen mit.
    • Der Widerspruch gegen einen Ablehnungsbescheid des Umweltbundesamtes auf Nennung der Drucker der BAM-Studie war erfolgreich. Die Drucker der BAM-Studie wurden benannt.
    • Eine zentrale Datenbank wurde erstellt und wird zum zentralen Informationspool.
    • Auf einem Workshop von neun ehrenamtlichen Helfern wurden in Küchen bei Kassel Verbesserungen in der Kontaktstellenarbeit und im Fundraising erarbeitet. Aufgrund der erfolgreichen Arbeit werden jährlich Workshops durchgeführt.
    • Eine vorläufige Richtlinie zur Forschungsförderung wurde erlassen.
    • Über das europäische Meldesystem ICSMS werden auffällige Laserdruckgeräte und Toner den zuständigen Landesbehörden gemeldet.
    • Am 19.10.2013 findet die nächste ordentliche Stifterversammlung statt.

Download Jahresbericht 2012