Unsichtbare Gefahr im Innenraum – Zeit für wissenschaftliche Evidenz zur Luftverschmutzung durch ultrafeine Partikel und Wirkung auf die Gesundheit

Seit über drei Jahrzehnten kämpfen Menschen, die von den Emissionen von Laserdruckern und Kopierern betroffen sind, um Anerkennung, Verständnis und Schutz. Was als vereinzelte Gesundheitsbeschwerden begann, hat sich zu einem bedeutenden Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt – gestützt durch Daten, Fallberichte und wissenschaftliche Erkenntnisse.

Über viele Jahre hinweg hat sich gezeigt, dass Büroumgebungen, die harmlos erschienen, eine zentrale Rolle bei diesem Problem spielen. Tausende haben bei nano-Control, Internationale Stiftung immer wieder ähnliche Symptome gemeldet, wenn sie Bürogeräten, wie Laserdrucker und Kopierer ausgesetzt waren.

Die ehrenamtliche Stiftung nano-Control hat sich von einer Bürgerinitiative zu einer Wissens- und Interessen-vertretungsplattform entwickelt.

Kanarienvögel im Bergwerk – 4.000 Indikatoren für ein viel umfassenderes Problem

Ultrafeine PEPs (Printer Emitted Particles = vom Drucker ausge-stoßene Partikel) werden – selbst in sogenannten geschlossenen Systemen – mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, z. B. Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien und anderen Gesundheitssymptomen oder Krankheiten sowie einigen Krebsarten.

Die Mauer durchbrechen

Störungen des Immunsystems und systemische Entzündungen im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber ultrafeinen Partikeln aus Laserdruckern und Kopierern im Innenraum betreffen jeden Tag Menschen auf der ganzen Welt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor, die Beweise häufen sich, und es besteht dringender Handlungsbedarf.

Wir fordern die Politik auf, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ultrafeinen Partikeln (PEPs, PM0.1) endlich in konkrete Regulierung umzusetzen. Diese Partikel werden von Bürogeräten wie Laserdruckern und Kopierern freigesetzt und belasten Innenräume von Büros, Schulen, Wohnungen und Gesundheitseinrichtungen – mit nachweislich schädlichen Folgen für Schwangere (1), Neugeborene und Kinder (2).

Verbindliche Standards für die Luftqualität in Innenräumen

Prof. Lidia Morawska und weitere internationale Expert:innen  (3) fordern verbindliche Grenzwerte für Feinstaub (PM2.5), CO₂ und CO in öffentlichen Räumen. Ergänzend notwendig sind verbindliche Grenzwerte für PEPs (PM0.1) von maximal 1.000 Partikeln/cm³ nach WHO Air Quality Guidelines (2021) für saubere Atemluft.

Darüber hinaus braucht es klare Aufstellregeln für Geräte, verpflichtende Nutzerinformationen sowie Schutzmaßnahmen auch in privaten Innenräumen.

Wir benötigen interdisziplinäre Forschung, strengere wissenschaftliche Bewertungen und vor allem politischen Mut, um Prävention vor Schadensbegrenzung zu stellen. Es geht hier nicht nur um Arbeitsschutz – es geht um vermeidbare, alltägliche Luftverschmutzung, die uns alle betrifft.

Es ist Zeit, die Frühwarnungen in konkrete Maßnahmen zu übersetzen – für saubere Innenraumluft und den Schutz der öffentlichen Gesundheit.

Partikelgröße

In der Literatur ist allgemein anerkannt, dass Laserdrucker beim Drucken Nanopartikel in die Luft abgeben. (4)

Ein Laserdrucker direkt neben dem Arbeitsplatz ist praktisch. Allerdings können diese Geräte, genau wie 3D-Drucker, während des Betriebs Aerosole abgeben, die Nanopartikel enthalten – Partikel mit einer Größe zwischen 1 und 100 Nanometern. (5)

Partikelmessung

Tonerexplosion – Canva KI

Offizielle Studien haben gezeigt, dass Laserdrucker beim Drucken einer Seite bis zu 7,6 Milliarden Nanopartikel in die Atemluft abgeben können. (6) Dabei handelt es sich um Tonerpartikel und andere Emissionen. Die Spitzenemissionen von Partikeln – unabhängig von der Marke – variierten zwischen 3.000 und 1,3 Millionen Partikeln/ cm3. (7)

 

  • Computer Bild (2010): Schadstoffbelastung von bis zu einer Milliarde Partikeln pro gedruckte Seite, darunter metallische Nanopartikel.
  • TÜV Rheinland (2014): höchster gemessener Wert von 990 Milliarden ultrafeinen Partikeln/10 Minuten Druckzeit.
  • Computer Bild (2023) erneut gemessen: keine Veränderung. Laserdrucker sind eine großartige Erfindung. Aber wegen der Feinstaubbelastung bleibt ein bitterer Nachgeschmack. (8)

Trojan Horse Effekt

Trojan Horse – Canva KI

Ultrafeine PEPs durchdringen z.B. die Blut-Hirn-, Blut-Lungen-, Blut-Brustdrüsen und Blut-Plazenta-Schranke und werden von schädlichen Substanzen – hochreaktiven, potenziell geno-toxischen und karzinogenen Stoffen sowie endokrinen Disruptoren, vor allem polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen – als Shuttle-Service in das tiefe Gehirn oder über eine Abkürzung über den Riechkolben genutzt.

PEPs können tief in die Lunge eindringen, durch die Blut-Lungen-Schranke in den Blutkreislauf gelangen und alle Zellen und Organe erreichen, wie Leber, Niere, Blase, Darm und Haut.

Asbest ähnelt ultrafeinen PEPs

Wir machen auf Gesundheitsrisiken aufmerksam, die mit den Emissionen von ultrafeinen Partikeln und Nanopartikeln aus Laserdruckern und Kopierern verbunden sind, und betonen deren Ähnlichkeit mit Asbest hinsichtlich des Expositionsrisikos.

Asbestfasern und ultrafeine PEPs (Partikel aus Laserdruckern) sind unsichtbar, können eingeatmet werden und haben eine lange Latenzzeit. Dieser Vergleich soll die Dringlichkeit unterstreichen, dieses Problem anzugehen, um langfristige Schäden in größerem Umfang zu verhindern.

Shuttle-Service für luftübertragene Krankheitserreger

Elektrostatische ultrafeine PEPs stellen einen vernachlässigten Risikofaktor für die Übertragung von Pathogenen über die Luft dar. Sobald sie in die Luft freigesetzt werden, können sie über längere Zeiträume in der Atemluft verbleiben, wobei sie in ruhiger Raumluft nur sehr langsam abklingen und sich mit der Zeit zu signifikanten Konzentrationen anreichern. Die elektro-statischen Ladungen, die von PEPs getragen werden, können die Adsorption von Pathogenen aus der Luft an ihrer Oberfläche sowie ihre eigene Ablagerung in der menschlichen Lunge verstärken. Sie stellen einen potenziellen Shuttle-Service für Atemwegspathogene in der Atemluft dar. (9)

Zusammensetzung

nano-Control hat Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien, Untersuchungen, Patenten und behördlichen Berichten zusammengetragen. Daraus geht hervor, dass Tonerpartikel aus einer elektrostatisch geladenen Polymermatrix bestehen, die Hunderte verschiedener Substanzen enthält, darunter teilweise solche mit schwellungsfreien Wirkungen wie Mikro- und Nanoplastik, kombiniert mit Metallverbindungen und chemischen Zusatzstoffen, die speziell für moderne Drucktechnologien entwickelt wurden.

Die Zusammensetzung von Toner und ultrafeinen PEPs ist komplex und potenziell toxisch. Die genaue chemische Zusammensetzung von Polymertonern bleibt ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis.

nano-Control hat durch Hunderte von Analysen nachgewiesen: nanoskalige Schwermetalle, flüchtige organische Verbindungen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, endokrine Disruptoren, PFAS und Kolophonium, hochgiftige Organozinnverbindungen und andere hochgiftige Schadstoffe, industrieller Ruß und Azofarbstoffe sowie andere Substanzen.

Toxikologische Erkenntnisse

Medizinische Untersuchungen haben gezeigt, dass Tonerpartikel in menschlichem Lungengewebe und Bauchhöhlen eingelagert sind, was auf die Möglichkeit einer systemischen Verteilung nach dem Einatmen hindeutet. (10)

Es sind nicht nur die potenziell hohe Expositionswerte beim Drucken, sondern auch die chemische Zusammensetzung solcher Emissionen, die gründlichere toxikologische und epidemiologische Untersuchungen erfordern.

Einige Stunden Exposition gegenüber 20.000 bis 30.000 von Kopierern emittierten Partikeln/ cm3 reichen aus, um bei gesunden menschlichen Probanden deutliche Entzündungsreaktionen auszulösen. (11)

Dies bestätigt die Ergebnisse der IUK Freiburg (2013)-Studie zu 28.000 Genwirkungsmechanismen – in vivo –, die zeigt, dass entzündliche und immunologische Effekte kurz nach der Exposition auftreten.

Dies wirft die Frage auf, ob Millionen von Menschen PEPs in sich tragen und wie sich dies langfristig auswirkt.
Das könnte eine tickende Zeitbombe sein.

Berichtete gesundheitliche Auswirkungen

Leichte Symptome – wir betrachten sie als Warnsignal:

  • Niesen, Halsschmerzen, Atemwegsbeschwerden
  • Reizungen der Augen, Haut und Schleimhäute
  • Bauchbeschwerden, Kopfschmerzen

Chronische Symptome

  • Allergien, Asthma, chronische Müdigkeit
  • Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen
  • Neurologische Überempfindlichkeit+Immunerkrankungen

4.000 Menschen berichteten nano-Control über ihre Symptome und ihre Umgebung. Die Ursache wird falsch zugeordnet oder bleibt unklar, während die Exposition gegenüber Emissionen weitergeht.

Selbstberichtete Symptome im Zusammenhang mit der Nutzung von Druckern und Kopiergeräten

Ergebnisse der Umfrage von nano-Control, Internationale Stiftung – 2.000 Teilnehmer zwischen 1999 und 2010
Auswertung der University of Massachusetts Lowell, Boston (UMASS) – publiziert in Journal of Occupational and Environmental Medicine (JOEM) im November 2024

Kopierer- und Drucker-Operator, Techniker und Büroangestellte gaben sehr häufig Atemwegserkrankungen (90 % der 1.998 Befragten), Allergien (70 % der Befragten) und andere Gesundheitssymptome oder Krankheiten an, darunter Asthma/chronisch obstruktive Lungenerkrankung (15 % der Befragten), bronchiale Hyperreaktivität, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Störungen, Metallallergien (Nickel und Kobalt), Magen-Darm-Erkrankungen und einige Krebsarten.

Akute Atemwegs- und Hauterkrankungen verbesserten sich außerhalb der Arbeit (z. B. am Wochenende oder im Urlaub) deutlich und verschlimmerten sich bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz, was auf eine wichtige Bedeutung der Exposition am Arbeitsplatz bei den gemeldeten Symptomen hindeutet.

„Sichtbarer Tonerstaub” – ein Ersatzwert für die Exposition gegenüber von Druckern ausgestoßenen Partikeln (PEP) – war ein starker Prädiktor für mehrere Gesundheitsergebnisse, darunter chronische Müdigkeit, bronchiale Hyperreaktivität, Asthma/COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie die hohen und statistisch signifikanten adjustierten Odds Ratios zeigen. (12)

Elefant im Raum

Ist der Gollum-Effekt, bei dem sich Menschen übermäßig mit etwas identifizieren oder es idealisieren, sodass ihr objektives Urteilsvermögen beeinträchtigt wird, ein wesentliches Hindernis für die Erzielung eine Evidenz?

Mythen Unsichtbare, inhalierbare ultrafeine PEPs sind harmlos, und Vergleiche mit Toastern hinken. Man kann Toner essen, aber er schmeckt nicht gut. Druckeraerosole sind nur Schadstoffe und verschwinden schnell, ähnlich wie Nebel.

Fakten sind dass die Mischung elektrostatisch geladene, toxische Substanzen mit schwellenlosen Wirkungen enthält. Diese winzigen Substanzen sind für uns unsichtbar, verbleiben über einen langen Zeitraum in der Raumluft und lagern sich in großer Zahl sichtbar auf Oberflächen oder in Filtern ab.

Die alte Technologie, bei der der Toner mithilfe eines elektronischen Corona-Draht-Systems aufgeladen wurde, um künstlich hergestellte Nanopartikel aufzuladen, erzeugte beispielsweise Ozon.

Die neue Idee der Industrie: „Technisch hergestellte Nano-partikel, insbesondere metallische Nanopartikel, sind von sich aus geladen. Und sie sind winzig. Warum geben wir diese winzigen, technisch hergestellten Nanometalle und Metalloxide nicht in den Toner, damit die Tonerpartikel bereits aufgeladen sind?“

So schuf die Industrie damit ein neues, unsichtbares und kaum wahrnehmbares Problem: „Toner ist beim Einatmen hochgradig bioaktiv und kann wie ein Trojanisches Pferd wirken. Sie atmen höchstwahrscheinlich während des Druckvorgangs freigesetzte künstliche Nanopartikel ein.“

„In den Vereinigten Staaten kommen jedes Jahr fast 4.000 Chemikalien auf den Markt; nur 2 bis 3 Prozent davon werden toxikologisch getestet. Der Rest: Sie und ich sind hier die Versuchstiere.“ (13)

 

Autor:

Heike Krüger, Vorstands-Vorsitzende
nano-Control, Internationale Stiftung

 

 

Referenzen

  1. Nancy Guo, West Virginia University, 2020 Printer toner linked to genetic changes, health risks in new study
  2. Lilian Calderon-Garciduenas et al 2023 Sleep matters: Neurodegeneration spectrum heterogeneity, combustion and friction ultrafine particles, industrial nanoparticle pollution, and sleep disorders—Denial is not an option, Frontiers in Neurology
  3. Morawska et al. 2024 Mandating indoor air quality for public buildings, Science · March 2024 DOI: 1126/science.adl0677
  4. (Morawska et al., 2009; Pirela et al., 2014; Schripp et al., 2008).
  5. Fraunhofer ITEM Multi-organ chip detects dangerous (2022)
  6. Barthel M., Pedan V., Hahn O., Rothhardt M., Bresch H., Jann O., Seeger S., „XRF-analysis of fine and ultrafine particles emitted from laser printing devices“, September 2011, Environmental Science & Technolgy, 45(18):7819-25
  7. Pirela et al. 2014 Consumer exposures to laser printer-emitted engineered nanoparticles
  8. Computer Bild– Schnell, brillant, günstig + gesundheitsschädlich? 12.2023
  9. Ye et al. (2020)
  10. Jonas L: Tonerstaub kann Krebs verursachen, Informationsdienst der Wissenschaft, 2008-10-2
    Theegarten (2009): Submesothelial deposition of carbon NP after toner exposition: Case report
  11. Khatri (2013)
  12. Abimbola Ojo et al 2024 J Occup Environ Med. 2024 Nov 1;66(11):891-902. Epub 2024 Aug 1. Self-reported Symptoms Associated With the Use of Printer and Photocopier Machines
  13. Demokritou (2018) At Harvard Chan School, nano safety is no small concern,
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