Anni, 59 J., Studiendirektorin a. D. (Name geändert)

Berufliche Expositionen zu Tonerpulver haben zu Krankheitsexazerbationen geführt.

Von 1991 bis 2008 war ich im Landesdienst XY tätig. Zuerst in einem Landesamt als Dezernentin, ab 2001 im Ministerium XY als Referentin. Seit Dezember 2008 hat mich mein Dienstherr wegen Dienstunfähigkeit in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, nachdem ich ein knappes Jahr krankgeschrieben war. Von einem Tag auf den anderen war mein beruflicher Weg zu Ende. Ich war zu dem Zeitpunkt 56 Jahre alt; körperlich gefühlt wie über 80 Jahre. Was war passiert?

Bereits von 1992 bis 1995 war ich dem Einfluss von Kopierern ausgesetzt. Es war für eine Kollegin und mich eine nahezu alltägliche Arbeit, in großem Umfang Kopien anzufertigen, die für Studenten in Klausuren der Ersten Staatsprüfung benötigt wurden. Dies waren in einer Prüfungsperiode manchmal bis zu 600 Kopien an einem Tag. Nicht nur das Bedienen der Kopiergeräte brachte mich mit den Tonerstäuben und anderen Emissionen in Berührung; viel gefährlicher noch und der Gesundheit besonders abträglich war es, dass eine Kollegin und ich, wie auch andere Benutzer der Kopiergeräte, das Tonerpulver selbst aus offenen Behältern umfüllen mussten.
Eine Bestätigung von Dr. Th., ob meine Entzündung von Tonerstaub herrührt, steht noch aus.
1995 zogen meine Kollegin und ich in ein anderes Dienstgebäude, und zwar in eine alte Villa, in der es irgendwie immer nach Zahnarzt roch, was auch Amtsbesucher/innen oft äußerten. Wenige Wochen nach dem Einzug dort setzte eine Regenperiode ein, und ich erkrankte. Ich hatte gerötete Augen, Halskratzen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle. Nur am Wochenende zu Hause ging es mir besser. Kurz nach mir ging es im Büro auch meiner Kollegin schlecht. Die Beschwerden verstärkten sich bei uns beiden, und wir suchten einen Arzt auf, der auch die Raumluft in Verdacht hatte, sich allerdings nicht positionieren wollte. Da es uns immer schlechter ging, setzte ich mich 1995 mit dem Gewerbeaufsichtsamt in Verbindung. Die erste Messung (Dosimeter) ergab nichts; eine zweite aber z. T. erhöhte Formaldehydwerte. Als Ursache wurden Spanplatten (DDR-Produktion) unter dem Teppichboden gefunden. Die dritte Untersuchung, die durch das Gewerbeaufsichtsamt veranlasst wurde, führte eine spezielle Umweltfirma durch. Erst nach ca. 2 Jahren wurden die Spanplatten auf der gesamten Büroetage entfernt. Der Messingenieur sagte damals, das Formaldehyd würde noch lange z. B. in den Tapeten bleiben und seine, wenn auch abgeschwächte, Wirkung entfalten.

Ab 2001 arbeitete ich dann im Ministerium XY. Bereits nach einigen Wochen dort in meinem Büro litt ich unter ständigem Augenbrennen, Halskratzen, Kopfschmerzen, leichter Übelkeit. Immer wieder traten auch Herzrasen, ein hoher Blutdruck und zunehmend massive Schlafstörungen sowie Tinnitus und ein sich immer verstärkendes „Vibrieren“ in Armen und Beinen auf. Auch andere Kollegen sprachen über Beschwerden mit Atemwegen und Augen bzw. Über die starke Geruchsbelästigung in den Büros, insbesondere wenn die Fenster längere Zeit geschlossen waren. Waren im Büro die Fenster sogar mehrere Tage lang geschlossen, stank es wie in einem Chemielabor. Direkt neben meinem Schreibtisch stand der Laserdrucker, den ich täglich in Ausübung meines Dienstes benutzen musste.

Von Jahr zu Jahr ging es mir schlechter. Auffällig war, dass die Beschwerden im Sommer weniger waren als im Winter. Im Sommer hatte ich die Fenster immer weit geöffnet.

Es kamen nach und nach periodisch auftretende entzündliche Gelenkbeschwerden (linkes Sprunggelenk, linkes Kniegelenk, linke Schulter, rechtes Handgelenk, Lendenwirbelsäule und rechte Hüfte) mit starken Schmerzen und massiven Bewegungseinschränkungen dazu, so dass ich dann nicht mehr laufen konnte bzw. je nach Gelenk alltägliche Verrichtungen nicht ausführen konnte. Der Entündungswert CRP war meist erhöht. Herpes brach/bricht mindestens alle drei Wochen aus.

Seit mehreren Jahren habe ich ein permanentes Vibrieren in Armen und Beinen, das mich kaum noch schlafen lässt. Die Schlafstörungen werden verstärkt durch den seit Jahren bestehenden Tinnitus und pötzlich auftretendes Herzrasen. Es entwickelten sich zahlreiche Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Ich litt an Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und an Konzentrationsstörungen. Ab ca. 2005 konnte ich nicht mehr konzentriert arbeiten, war ständig müde, hatte im Büro gerötete Augen, litt unter Übelkeit, Kopfschmerzen und Halskratzen. Das alles machte mich depressiv und z. T. auch gereizt. 2006 wurde eine Rhinopathie diagnostiziert. Mein Sehvermögen hatte sich bis zu einer Entgiftungsbehandlung 2007 massiv verschlechtert. Da es mir im Urlaub an der frischen Luft oft besser ging, war die Erklärung anfänglich Stress. Eine Psychotherapie ab August 2001 und Reha-Maßnahmen in 2002 und 2006 brachten keine Besserung meines Gesundheitszustandes. Im Gegenteil. Meine Beschwerden wurden immer schlimmer. Ich glaubte nun nicht mehr daran, dass Stress durch Arbeitsbelastung meine Beschwerden hervorriefen.

Im Oktober 2006 kam der endgültige Zusammenbruch. Ab dieser Zeit war ich krankgeschrieben und bin nun auf Grund meiner langen Erkrankung „zwangspensioniert“. Erst in 2006 kam ich mit der ITG Interessengemeinschaft Tonergeschädigter (heute: Stiftung nano-Control) in Kontakt und somit auf die Idee, dass meine Krankheit mit dem täglich benutzten Laserdrucker neben meinem Schreibtisch in Verbindung stehen könnte.

Der Umweltmediziner Dr. XY hat nachgewiesen, dass meine Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) geschädigt sind und hat einen Zusammenhang zur Tonerexposition hergestellt: „Berufliche Expositionen zu Tonerpulver haben zu Krankheitsexazerbationen geführt.“ (Zitat)

Die Folgen der Einflüsse durch den Drucker betreffen meinen gesamten Körper, sie sind multisystemisch. Komme ich heute mit Laserdruckern in Kontakt, bin ich mehrere Tage „grippeähnlich“ krank. Inzwischen reagiere ich auf viele chemische Einflüsse (Duftstoffe, Kleber etc.) hochgradig sensibel mit körperlichen Symptomen.

Innerhalb von knapp neun Jahren ist aus mir, die ich immer bewusst gesund gelebt habe, eine nur noch wenig leistungsfähhige Frau geworden.

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