Für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 in der Kategorie  Blauer Engel hat die Jury die Fa. Kyocera nominiert, weil über 60 ihrer Laserdrucker mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet sind.  Toner und Laserdrucker stehen seit langem im Verdacht,  gesundheitsschädigend zu sein. Dies zeigen Studien weltweit und viele betreffen Produkte von Kyocera. Die Vergabe des Blauen Engels für Produkte, die gesundheitsschädigende und krebserregende Stoffe enthalten und ungefiltert bis zu 350 Milliarden ultrafeiner Partikel in zehn Minuten in die Atemluft von Menschen blasen, ohne zu wissen, was es ist und wie es wirkt, ist unverantwortlich und ein politischer Skandal. Dies umso mehr, als dass es leistungsstarke alternative Drucktechnik gibt, bei der kaum Partikel freigesetzt werden und die erheblich stromsparender und sogar kostengünstiger sind. Die Nominierung konterkariert  die Ziele des wichtigen Nachhaltigkeitspreises und ist eine Verhöhnung der betroffenen Menschen. Wir fordern die Bundesumweltministerin auf, den Blauen Engel für Laserdrucker unverzüglich auszusetzen und die Risiken umfassend aufzuklären. Kyocera fordern wir auf, die Bewerbung zurückzuziehen und in einen Dialog über Lösungen einzutreten.

Die gemeinnützige Stiftung nano-Control, engagiert sich für gesunde Raumluft, informiert die Öffentlichkeit, sorgt für wissenschaftliche Erforschung der Risiken, fördert Lösungen und hilft betroffenen Menschen. Schirmherr der Stiftung ist auf Empfehlung von Herrn Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker Herr Prof. Dr. Georges Fülgraff, Toxikologe, ehemaliger Präsident des Bundesgesundheitsamtes und Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium sowie  zweifacher Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Seit 15 Jahren gibt es dank unserer Arbeit eine kontroverse öffentliche Diskussion über die Risiken durch Drucker und Kopierer, die mit Tonerstaub drucken. Es steht inzwischen außer Frage, dass Toner gesundheitsschädlich sind[i]. Das Pulver besteht aus feinen und ultrafeinen Partikeln und kann viele, auch krebserregende Schadstoffe enthalten,  z.B. Metalle, Ruß, VOC, PAKs, und Organozinnverbindungen.  Unstrittig ist inzwischen auch, dass Laserdrucker die Raumluft laut Messungen der Bundesanstalt für Materialforschung- und -prüfung[ii]  im Auftrag des Umweltbundesamtes mit Milliarden feiner und ultrafeiner Partikel pro Seite, darunter auch Tonerpartikel, belasten können. So warnte die Bundesregierung im April 2014[iii], Feinstaub kommt auch aus Laserdruckern und Kopiergeräten. Diese Belastungen bleiben nicht ohne Folgen. Fast 3.500 schriftliche Meldungen von Betroffenen aus allen Bereichen unserer Bevölkerung haben wir bereits registriert. Über 80 % sind laut Umfragen chronisch erkrankt, 39 % schwer bis sehr schwer und 25 % sind von Berufsunfähigkeit betroffen. Hinter diesen Zahlen verbergen sich enorme soziale und wirtschaftliche Schäden und vor allem schwere Schicksale. Es gibt auch schon Todesfälle. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht deshalb die wissenschaftliche Aufklärung und Beseitigung der Gesundheitsgefahren durch Emissionen von Laserdruckgeräten, denen Millionen Menschen immer noch ahnungs- und schutzlos ausgesetzt sind.

Weltweit zeigen Studien inzwischen, dass Toner und emittierte Nanopartikel aus Laserdruckgeräten gesundheitsschädigend wirken können. Auch schon nach kurzer und geringer Exposition wurden Entzündungen, allergische Reaktionen, zellschädigender oxidativer Stress und sogar DNA-Schäden festgestellt. Somit besteht Krebsgefahr! Tonerpartikel wurden sogar schon in Zellen von Menschen nachgewiesen.

Da der Staat die 2004 zugesagte Aufklärung nicht einlöste, hat nano-Control Studien gefördert. Forscher des IUK Freiburg, die schon 2009[iv] oxidativen Stress an Patienten und entzündliche und gentoxische Effekte durch Toner und Drucker, auch von Kyocera, nachgewiesen hatten, ist es gelungen, die schädigenden Mechanismen weiter aufzuklären. Die Ergebnisse werden in Kürze veröffentlicht und bestätigen neueste Studien[v] der Harvard Medical School, die elf Laserdrucker führender Hersteller untersuchte und in den Emissionen eindeutig künstliche Nanopartikel aus Metall und Kohlenstoff nachwies, die aus dem Toner stammen. Zudem wurden schon im Niedrigdosisbereich schädigende Effekte nachgewiesen.

Zum Glück ist das Problem lösbar. Moderne Tintenstrahldrucker sind eine vollwertige Alternative. Sie drucken genauso leistungsstark (bis 100 Seiten/ Minute),  haben kaum Emissionen, verbrauchen viel weniger Strom und sind in der Anschaffung und im Ausdruck zunehmend billiger als Laserdrucker.

Nach Krebserkrankungen an Gerichten und wegen hoher Emissionen hat das Land Niedersachsen tausende Drucker bei Justiz und Polizei aus Gründen der Gesundheitsvorsorge stillgelegt. Bei Finanzämtern in NRW und Bayern, im Bundespräsidialamt und in der Züricher Stadtverwaltung stellt man um auf Tinte. Die Restlaufzeiten für Laserdrucker haben begonnen.

Es ist unverständlich, dass bei diesen Fakten Laserdrucker überhaupt noch den Blauen Engel erhalten, zumal das UBA[vi] 2009 noch erklärte: „So lange nicht die erforderlichen Daten für eine abschließende Bewertung von Produkten vorliegen, steht das Umweltbundesamt der Vergabe des „Blauen Engels“ an Nanomaterialien enthaltende Produkte ablehnend gegenüber.“ Der neue Blaue Engel (RAL-UZ171) begrenzt zwar seit 1.1.2014 erstmals mit einem Prüfwert die ultrafeinen Partikel, allerdings auf 350 Milliarden in zehn Minuten, ohne zu wissen, um was es sich handelt und wie die Emissionen wirken. Wir fordern daher die Bundesumweltministerin auf, das UZ-171 für Laserdrucker unverzüglich auszusetzen und die schädigenden Wirkungen endlich umfassend aufzuklären, einschließlich der gentoxischen Effekte.

Am 28.11.14 wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2014 in Düsseldorf im Rahmen einer Gala im Hilton Hotel vergeben. In der Kategorie Blauer Engel hat die Jury die Fa. Kyocera nominiert.

Für den Nachhaltigkeitspreis sind Laserdrucker wegen des erhöhten Stromverbrauchs und vor allem wegen der überflüssigen Belastung unserer Atemluft völlig ungeeignet. Hier hätten sich andere Hersteller angeboten, die mit stromsparenden und emissionsarmen Tintendruckern eine zukunftsweisende nachhaltige Alternative bieten. Das nun ausgerechnet Kyocera den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten soll, die trotz der Belastungen und Emissionen bewusst auf Filter verzichtet, ist kaum zu fassen. Für nano-Control ist Kyocera der auffälligste Druckerhersteller. Über ein Drittel unserer fast 3.500 registrierten Betroffenen entfallen auf Produkte von Kyocera. Das liegt deutlich über dem Marktanteil. Unter den 199 registrierten Polizisten sind es sogar über 70 % und 40 % berichten über gleiche Probleme bei Kollegen. Die Gewerkschaft der Polizei hat gerade auf ihrem Bundeskongress beschlossen, die Aufklärung und Beseitigung der Schädigungen zu fordern. Viele Betroffene berichten auch über Tonerverschmutzungen durch die Geräte. Solche Geräte sind laut schriftlicher Stellungnahme der BAuA vom 2.7.2012[vii] vom Arbeitsplatz zu entfernen. Toner von Kyocera fallen seit Jahren durch Schadstoffbelastungen auf,  z. B. mit Aluminium, Blei, Nickel, Kobalt, Carbon Black. Dies ist eine besondere Gefahr für Millionen Allergiker. In vorliegenden Studien wurden sehr hohe Emissionen gemessen. So entfiel in der o.g. BAM-Studie der Spitzenwert von 7,6 Milliarden Partikeln pro Seite auf einen Kyocera-Laserdrucker. Auch der Übertritt in Lungenzellen, Entzündungen, allergische Reaktionen, oxidativer Stress an Patienten in vivo wie in vitro und sogar DNA-Schäden an Lungenzellen konnten nachgewiesen werden. Aktuelle Studien des IUK Freiburg betreffen Geräte mit Blauem Engel, z. B. auch den Toner TK-170, der im Drucker P2135 verwendet wird, der auch das neue UZ-171 hat.

Kyocera wurde seit 1997 und zuletzt an den CEO in Kyoto auf Japanisch über unseren Anwalt informiert. Leider sind keine Verbesserungen erkennbar, im Gegenteil, man bewirbt gezielt Arztpraxen und den Sportbereich, verwendet auch in den neuesten Tonern Schadstoffe und man verzichtet weiter bewusst auf Filter.

[i] a) Schriftliche Stellungnahme der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vom 02.07.2012 auf Anfrage von nano-Control zum Merkblatt Tonerstaub am Arbeitsplatz 2/2012,
b) Prof. Dennis Nowak: „Kein Zweifel. Tonerstaub ist giftig“, Süddeutsche Zeitung, 16.10.11

[ii] BAM: Seeger et al.: XRF-analysis of fine and ultrafine particles emitted from laser printing devices

, Environ Sci Technol. 2011 Aug 2., Geräteangaben vom UBA, , 10.08.2012

[iii] Bundesregierung, Sofortprogramm zum Klimaschutz, 23.4.2014, http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2014/04/2014-04-16-feinstaub.html

[iv] a) Tang T, Hurraß J, Gminski R, Mersch-Sundermann V: Fine and ultrafine particles emitted from laser printers as indoor air contaminants in German offices, Environ Sci Pollut Res Int. 2012 Nov;19(9):3840-9
b) Tao Tang, Richard Gminski, Mathias Könczal, Christoph Modest, Benedikt Armbruster, and Volker Mersch-Sundermann: Investigations on Cytotoxic and Genotoxic Effects of Laser Printer Emissions in Human Epithelial A549 Lung Cells Using an Air/Liquid Exposure System, Environmental and Molecular Mutagenesis, Volume 53, Issue 2, pages 125–135, March 2012
c) Volker Mersch-Sundermann , Winfried Ebner, Julia Hurraß and Richard Gminski: Effect of laser printer emission exposure on human health –Examination of six patients including ESR measurements, 2010

[v] a) Bello D. et al. Consumer exposures to laser printer-emitted engineered nanoparticles: A case study of life-cycle implications from nano-enabled products. Nanotoxikology 2014,11 und
b) Demokritou P.  et al. Small airway epithelial cells exposure to printer-emitted engineered nanoparticles induces cellular effects on human microvascular endothelial cells in an alveolar-capillary co-culture model. Nanotoxikology 2014,11

[vi] UBA, Nanotechnik für Mensch und Umwelt, 2009, letzter Satz

[vii] Schriftliche Stellungnahme der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vom 02.07.2012 auf Anfrage von nano-Control zum Merkblatt Tonerstaub am Arbeitsplatz 2/2012