Emissionen aus Laserdruckern – Wie ein Anschlag auf die Atemluft
(Webversion, ohne Finanzbericht)
Laserdruckgeräte belasten die Atemluft von Menschen mit einem ungefilterten Komplexgemisch aus festen und flüchtigen Nanopartikeln, Feinstäuben und Schadstoffen. Weltweit sind viele Millionen Menschen diesen Emissionen von Laserdruckern und Kopiergeräten ahnungslos und schutzlos ausgeliefert. Toner sind regelmäßig mit schweren Schadstoffen belastet, insbesondere mit Schwermetallen, flüchtigen organischen Verbindungen sowie den Ultragiften Dibutylzinn und Tributylzinn. Laserdrucker stoßen bis zu einer Milliarde Partikel pro Seite aus, darunter auch metallische Nanopartikel und Flammschutzmittel. Das ist wie ein globaler Anschlag auf die Atemluft der Menschen. Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Toner gen- und zytotoxisch wirken. Über 2.000 in Deutschland registrierte Erkrankungen sind nur die Spitze eines Phänomens, das weltweit kaum bekannt und erforscht ist und daher kaum abgeschätzt werden kann. Fakt ist, dass entzündliche Erkrankungen, insbesondere der Atemwege, weltweit dramatisch zunehmen. 266.000 Menschen sterben jährlich in Europa an Feinstäuben. Dies hat konkrete Ursachen und mahnt zum Handeln. Während Feinstäube in der Außenluft längst als Todesursache erkannt sind und auf der politischen Tagesordnung stehen, wird die Qualität unserer Raumluft katastrophal vernachlässigt. Dies ist unverständlich, denn 80 bis 90 Prozent unserer Zeit halten wir uns in Innenräumen auf. Die oft schweren gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schädigungen von Menschen durch Toner und die Emissionen von Laserdruckern sind ein schweres Unrecht.
nano-Control – Aus Schaden klug werden
Am 19.4.2008 fand in Erfurt die Gründungsversammlung der
nano-Control – Internationale Stiftung zur Erkennung und
Vermeidung von Gefahren durch Feinstaubbelastungen im Innenbereich
statt. Damit wurde in nur neun Monaten eine Idee realisiert, die im Juni 2007 am Wannsee in Berlin entstanden war. 79 Stifter haben die Stiftung gegründet. Fast ausnahmslos handelt es sich um Menschen, die durch Toner bzw. Emissionen aus Laserdruckern gesundheitlich und oft auch wirtschaftlich schwer geschädigt worden sind. Obwohl ihnen oft notwendige Hilfe von Ärzten, Arbeitgebern, Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Behörden und Politik versagt wurde, verzagten sie nicht. „Aus Schaden klug werden“ ist ihre Botschaft, und ihr bürgerliches Engagement dient gesunder Raumluft und damit einer Lebensgrundlage, denn „Atmen heißt Leben“.
Im Jahr 2008 traten der Stiftung 15 Zustifter bei. Die amtliche Anerkennung der Stiftung erfolgte am 2.6.2009 durch das Thüringer Innenministerium. Mit Schreiben des Finanzamtes Erfurt vom 5.11.2008 wurde ihr die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Die Stiftung arbeitet zu 100 Prozent ehrenamtlich.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es
Der am 19.4.2008 von der Stifterversammlung gewählte Vorstand hat sich mit großem Engagement an die Arbeit gemacht, um aus den Stiftungszielen, die Gesundheitsrisiken durch Feinstaubbelastungen in Innenräumen aufzuklären und zu beseitigen und den betroffenen Menschen zu helfen, Realität werden zu lassen. Dabei standen satzungsgemäß die Risiken durch Toner und Emissionen aus Laserdruckern und Kopiergeräten im Vordergrund, handelt es sich doch um die relevanteste und zugleich vermeidbare Belastung unserer Raumluft.
Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit
Neben der internen Organisation der Stiftungsarbeit stand und steht die Information der Öffentlichkeit von Anfang an im Vordergrund unserer Arbeit.
Das zentrale Medium ist die Webseite www.nano-control.de, die seit Oktober 2008 im Netz verfügbar ist. Sie gibt auch Auskunft über die Stiftung und die gewählten Funktionsträger (s. au. Seite 1 Fußzeile). Daneben wurden Flyer entworfen und ein Film gedreht, um die Menschen aufzuklären. Durch eine intensive, teilweise auf guten, persönlichen Kontakten beruhende Pressearbeit gelang es immer wieder und auf seriöse Weise, das Thema öffentlich zu machen. Eine Übersicht gibt der Pressespiegel auf der Webseite. Besonders erwähnenswert sind folgende Beiträge:
30.07.2008, Deutsche Welle: Der Feind Staub in meinem Büro
24.10.2008, Süddeutsche Zeitung: Toner im Tumor
24.10.2008, Neue Osnabrücker Zeitung:
So gefährlich wie die schlimmste Asbest-Art
03.11.2008, NDR-Fernsehen: Top-Thema 2008, Markt deckt auf:
Giftige Toner: Wie Laserdrucker krank machen können
Aufklärung – Wissenschaft und mehr
Die Wissenschaftsförderung, der zweite Schwerpunkt der Stiftungsarbeit, begann eindrucksvoll schon am 28. Mai 2008 mit dem ersten Meeting des „Freiburger Kreises“. Auf Initiative der Stiftung und auf Einladung von Herrn Prof. Dr. Mersch-Sundermann trafen sich 14 Wissenschaftler und Experten aus der Bundesanstalt für Materialforschung, dem Fraunhofer Institut für Inhalationstoxikologie Hannover, dem Helmholtz Zentrum München, der LMU München, der Landesgewerbeanstalt Bayern und anderer Einrichtungen am Institut für Umweltmedizin in Freiburg. Einstimmig wurde die Forderung aufgestellt, durch eine Expositionsstudie die Wirkung der Emissionen aus Laserdruckern auf die Menschen untersuchen zu lassen. Ein Studienproposal wurde am 8.12. 2008 der Bundesgesundheitsministerin zugeleitet.
Die Stiftung vergab auch einen ersten Untersuchungsauftrag. Herr Prof. Dr. Jonas von der Universität Rostock untersuchte die Lungenzellen eines an Lungenkrebs verstorbenen Servicetechnikers und wies erstmals Tonerpartikel in menschlichen Lungenzellen nach. Seine Veröffentlichung sorgte für erhebliche Schlagzeilen.
Durch Fundraising und PR-Arbeit versucht die Stiftung die nötigen Finanzmittel verfügbar zu machen, insbesondere um selbst notwendige Untersuchungen und Studien in Auftrag geben zu können. Aufgrund einer ersten Fremdspende konnte schon im Dezember 2008 eine vergleichende Untersuchung von Toner und emittierten Partikeln in Auftrag gegeben werden. Dieser ermutigende Anfangserfolg wurde leider durch die Wirtschaftskrise eingeholt.
Es konnten 15 Zustifter gewonnen werden, die mit ihrem Beitrag die Arbeit der Stiftung sichern und ausbauen helfen. Eine nachahmenswerte Kleinspendenaktion im persönlichen Umfeld durch die Stifterin Karin Stelting hatte beachtlichen Erfolg.
Die Stiftung bemüht sich aber auch, durch intensive politische Kontakte die notwendige Studie zur Erforschung der Wirkung zu ermöglichen. Der Vorstandsvorsitzende wurde vom Umweltausschuss des Deutschen Bundestages zu einem Expertengespräch im Dezember eingeladen. Der Termin wurde auf den 28.1.2009 verlegt. Unser Anliegen steht damit auf der politischen Tagesordnung.
Zur Aufklärungsarbeit der Stiftung gehört es auch, undurchsichtiges Behördenverhalten transparent zu machen. So gelang es unter Hinweis auf das Informationsfreiheitsgesetz und das Verbraucherinformationsgesetz vom Bundesinstitut für Risikobewertung, die zurückgehaltene Liste der einzelnen Drucker zu erhalten, die im Rahmen der sogenannten Tonerstudie untersucht worden waren.
Die Stiftung hat zudem Widerspruch gegen die Nichtbenennung der Experten eingelegt, die am 16. Oktober 2007 auf Einladung des BfR die sogenannte Tonerstudie beraten haben. Hintergrund ist die öffentliche Erklärung des BfR vom selben Tag: „Ultrafeinstäube aus Laserdruckern und Fotokopierern enthalten offenbar keine Tonerpartikel“, die der Tonerstudie untergeschoben worden war. In Wahrheit basierte diese Aussage auf einer unveröffentlichten Untersuchung des WKI Braunschweig, das im Auftrag der Industrie tätig ist und sehr wahrscheinlich an der Besprechung teilgenommen hat. Die Tonerstudie hatte vielmehr herausgefunden, dass Laserdrucker auch metallische Nanopartikel emittieren. Wurde hier die Öffentlichkeit gezielt getäuscht?
Sicher drucken
Die Stiftung konzipierte 2008 das PROJEKT sicher drucken, um gemeinsam mit Unternehmen Lösungen zu fördern. Dafür wurde eine eigene Webseite konzipiert, die im Januar 2009 an den Start ging: www.sicher-drucken.de. Die Stiftung bemüht sich um weitere Partner. Globale Umweltprobleme sind auch globale Marktchancen für deutsche und europäische Unternehmen. Wir haben die Vision, dass Laserdrucker mit Filtern die ohnehin staubige Büroluft reinigen, anstatt sie unnötig zu belasten.
Betroffenen helfen
Schließlich unterstützt die Stiftung die Arbeit der Interessengemeinschaft Tonergeschädigter ITG im BBU e.V. bei der Betreuung und Beratung von Betroffenen. In einer Vielzahl von Fällen wurden persönliche Beratungen geleistet und juristischer Beistand organisiert.
Fazit
Die Stiftung nano-Control ist 2008 erfolgreich gestartet und hat sich tatkräftig an die Arbeit gemacht. Wir sind auf einem guten Weg und entschlossen, die Schädigungen durch Toner und Emissionen aus Laserdruckern aufzuklären und zu stoppen sowie den Geschädigten zu helfen. Die neueste Werbung von Hewlett-Packard, „Der clevere Geschäftsmann druckt mit Tinte“, ist ein gutes Omen.
Wir danken allen Stiftern und Förderern, die unsere Arbeit möglich gemacht haben. Helfen Sie weiter mit!
Freundliche Grüße
Achim Stelting, für den Vorstand